Ein Artikel des Grenchner Tagblatt

Die Firma «Genie Watches» von Patrick Saladin baut eine Uhrenproduktion in einer historischen Industrieliegenschaft in Grenchen auf. Das Geld kommt von chinesischen Investoren.

Am Donnerstag wurde am Höhenweg eine neue Uhrenfabrik eröffnet. Im total renovierten Firmengebäude hat der Grenchner Planer und Bauleiter Yannick Erard vom Büro Erard Bauleitungen Immobilien GmbH, welches er zusammen mit seinem Bruder Cédric führt, einen schönen Firmensitz für die wieder auferstandene Uhrenmarke «Genie Watches» gebaut, mit Produktionsräumen für die Uhrenterminage (Montage), Büros, Sitzungsräumen, Logistik und einem mondänen Showroom. Das Geld kommt von chinesischen Investoren, welche vor 15 Jahren die 1919 im Jura gegründete und 1974 stillgelegte Uhrenmarke «Genie» aufkauften.
Umzug vom Wasseramt nach Grenchen

Für die Wiederbelebung der Marke, die 2019 100 Jahre alt ist, wurde die Grenchner Familie Saladin an Bord geholt. Zuerst Willi Saladin, der einst als Expat für die ETA in Asien wirkte und nach seiner Pensionierung die Uhrenproduktion von Genie neu aufbaute. Die Genie-Uhren wurden bisher durch eine Drittfirma in Lohn-Ammannsegg terminiert. Jetzt wird die Produktion Schritt für Schritt in die neue Uhrenfabrik nach Grenchen verlagert. «Wir haben Platz für zehn Arbeitsplätze und möchten diese auch besetzen, sofern wir das geeignete Fachpersonal finden», erklärt Patrick Saladin, der die Firma 2015 von seinem Vater übernommen hat.

Saladin (48) setzt seither voll auf das Swiss made Label, wurde Mitglied des Branchenverbands FH (Fédération Horlogère) und konnte die chinesischen Investoren von dieser Strategie überzeugen. Sie stammen aus Shanghai und Shenzhen, bevorzugen Diskretion und wurden an der Eröffnung als Herr Chen und Herr Shan vorgestellt. Die Investition von gut 2 Mio. Fr. sei nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Qualitätsstrategie zu verstehen, erklärt Saladin. Er lebte in seiner Kindheit mit seinen Eltern in Thailand und ging auch dort zur Schule. Er machte danach eine Lehre als Mechaniker bei der ETA und wanderte 2004 wieder nach Thailand aus, wo er eine Familie gründete und zuerst in der PR-Branche tätig war.
Das Gebäude am Höhenweg, das am Donnerstag im neuen Glanz eröffnet wurde, strahlt den typischen Grenchner Industriecharme aus. Es wurde in den 1920er-Jahren gebaut mit einem Anbau in den 1970ern und war laut Saladin bemerkenswert gut erhalten.
Die hier produzierten Uhren werden in erster Linie in Festlandchina über den Fachhandel abgesetzt. Der Hauptsitz der chinesischen «Genie Watches» ist Shanghai. So gesehen sei man von der gegenwärtigen Hong Kong-Krise weniger betroffen, wenngleich man natürlich die Lage auch mit Sorge verfolge.
Golduhren sind in China begehrt

Die Uhren werden mit Werken von Sellita (mechanische Uhren), Ronda und ETA (Quarzwerke) ausgestattet und liegen im Preisbereich von umgerechnet 400 bis 3000 Franken. «Die teureren Modelle kommen oft in einer Goldausführung, was in China geschätzt wird», erklärt Saladin.
Dank des neuen Show-Rooms beabsichtige man aber auch, Schweizer Kundschaft anzusprechen und Verkaufspunkte an touristisch stark frequentierten Orten in der Schweiz zu etablieren.
Chinesisches Fernsehteam in Grenchen

Grenchen sei aufgrund der Lage und dem technologischen Umfeld prädestiniert zur Ansiedlung einer Uhrenfirma, erklärte Saladin anlässlich der Eröffnungszeremonie mit zahlreichen chinesischen Gästen, darunter auch ein Fernsehteam. Stadtpräsident François Scheidegger gratulierte zur unternehmerischen Initiative und überreichte zum Jubiläum eine Plastik von René Walter.